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Über fürstliches Aufräumen und Sammelwut

30. April 2017
Platzprofessor Redaktionsteam
Wohnen & Leben
Dinge & Lagern

Der Mensch sammelt. Er sammelt gern und vor allem viel. Doch für den alljährigen Frühjahresputz ist die Sammelleidenschaft ein großes Hindernis. All diese lästigen Dinge, die wir doch das ganze Jahr über wegbringen oder aufräumen wollten. Wie wird man am besten mit dem Chaos fertig und woher kommt eigentlich unsere Sammellust, die dem Frühjahrsputz im Weg steht?

Wohnen im Chaos

Mit dem vierten Monat dieses Jahres scheinen die guten Vorsätze für das neue Jahr zu verblassen. Wollten wir doch mehr Sport treiben, abnehmen, uns gesünder ernähren und mit dem Frühjahrsputz beginnen. Genau der Frühjahrsputz! In der Wohnung herrscht mittlerweile ein unüberschaubares Chaos! Es finden sich alte Zeitschriften, vermischt mit Rechnungen, Gutscheinen diverser Onlineshops, alte Urlaubsrequisiten, Aktenordner mit wichtigen Dokumenten, Fotos, stapelweise Bücher, die hier und da mal als Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk mitgebracht wurden und oben drauf Omas antikes Kaffeeservice, das zum Wegwerfen viel zu schade wäre. Ich stelle mir inmitten des unüberschaubaren Chaos die Frage: Wieso sammle ich überhaupt?

Das Sammeln liegt in unserer Natur

Nicht nur der durchschnittliche WG-Bewohner oder Hausbesitzer sammelt, auch die großen Fürsten und kirchlichen Würdenträger haben in der Weltgeschichte eine Menge Zeugs angesammelt. Zwar keine leeren Kartons, Kindheitserinnerungen oder Elektrogeräte, die den Sperrmülltermin verpasst haben, sondern mühselig und achtsam zusammengesuchte Kunstwerke oder Schriften von Gelehrten. Diese Sammlungen prägen heute unsere Identität und damit die Gesellschaft und Kultur, in der wir leben. Während die barocke Fürstin damit jedoch ihre weltliche Macht und Überlegenheit zur Schau stellte, zeigt der Zustand meines Zimmers nur meine organisierte Unordnung und Überforderung mit dem Ramsch.

Dabei ist der Beweggrund, warum wir sammeln, auch heute noch fast derselbe wie bei unseren Vorfahren. Auch wir definieren uns über Gegenstände, etwa weil sie uns am Herzen liegen oder wir eine bestimmte Erinnerung damit verbinden. Allerdings finden wir auch Gegenstände, die bei uns herumliegen, „weil „wir sie ja irgendwann noch einmal gebrauchen könnten“. Trotzdem sind sie von uns dazu verdammt, unachtsam unters Bett, die Couch oder in die hinterste, staubige Ecke im Abstellraum geschoben zu werden.

Die fürstliche Identität in uns

Verschafft man sich einen Überblick über die Sammelleidenschaft der MyPlace- Kunden, stellt man fest: Die meisten können sich nur schwer von Möbeln, Bildern und Büchern aus der Kindheit trennen. Gerade zu diesen Gegenständen haben wir einen besonderen emotionalen Bezug. In Kellern und auf Dachböden lagert man außerdem Gebrauchsgegenstände wie Autoreifen, Werkzeug, Fahrräder und Koffer bzw. Taschen.

Doch was ist mit den Fürsten in uns? Auch wertvolle Dinge finden sich auf dem Speicher: Sammler wertschätzen ihre Puppen und Figuren oder Zeitschriften, vor allem Comics, die hin und wieder mit ihrem Alter einen hohen Wert entwickeln. Auch CDs und DVDs, Dekorationsartikel sowie Kunstwerke, die nicht dem Einrichtungsstil entsprechen. Zwar ist die Sammlung meiner Micky Maus Hefte kaum Zeugnis meiner weltlichen Überlegenheit. In weiter Zukunft könnten sie aber trotzdem Teil der kulturellen Identität meiner Nachfahren sein.

Aufräumen nach minimalistischem Vorbild

Manchmal können wir uns aber nicht entscheiden, welche Sachen nun auf den Dachboden können und welche doch in der Wohnung bleiben müssen. Für die meisten Sachen, die wir in unserer Wohnung festhalten, existiert ihre Existenzberechtigung nur darin, irgendwann mal gebraucht zu werden. Bis dieser Zeitpunkt eintritt, liegen sie rum, sind zu schade zum Wegwerfen und doch hässliche Platzfresser. Für "The Minimalists", einem Projekt von Joshua Fields Millburn & Ryan Nicodemus, lautet die Lösung: Umziehen. Aber nicht in eine andere Wohnung. Es werden lediglich alle Kartons vom letzten Umzug vom Dachboden geholt und das gesamte Zeug eingepackt. Selbstverständlich sollte man genau aufschreiben, in welchem Karton welche Gegenstände liegen. Die nächsten drei bis vier Wochen wird nur das rausgenommen, was wirklich benötigt wird.

Erstaunlicherweise befinden sich nach einiger Zeit immer noch mehr als die Hälfte aller Gegenstände in den Kartons. Die leer geräumte Wohnung ist nun optimal für den Frühjahrsputz. Ist das Experiment vorbei, werden alle verbliebenen Kartons auf den Dachboden, oder in den Keller geräumt. Das Chaos ist vorüber. Die Ordnung herrscht.

Platzprofessor Redaktionsteam

Das Redaktionsteam hinter dem Platzprofessor recherchiert laufend aktuelle Trends und Themen rund um das Thema Platz. Die RedakteurInnen sind immer auf der Suche nach spannenden Projekten und Beiträgen, die als Link-Tipp auf dem Platzprofessor veröffentlicht werden, initiieren Gastbeiträge und verfassen Artikel zu ausgewählten Themen.

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